Im öffentlichen Diskurs wird diskutiert, wie Maßnahmen gegen den Klimawandel aussehen könnten: Oft ist von staatlichen Maßnahmen wie Reformen, Subventionen und Gesetzen die Rede. Unternehmen sollen damit angeregt oder gezwungen werden, nachhaltig zu investieren und produzieren. Dahinter steckt die Illusion, der Kapitalismus könnte durch Reformen grün und ökologisch sein. Doch dieser Plan wird nicht aufgehen, da die kapitalistische Produktionsweise die Ursache der Klimakrise ist.
In der Natur des Menschen liegt verankert, dass der Mensch zur Bedürfnisbefriedigung die Natur und seine Umwelt bearbeiten muss (Beispielsweise Gemüse anbauen, um sich zu ernähren). Durch diese Art der Umweltbearbeitung würde keine Klimakrise in dem Ausmaß geschaffen. Erst dadurch, dass nicht für die eigene Bedürfnisbefriedigung, sondern für den Profit eines Arbeitgebers produziert wird, wird die Produktion klimazerstörend. Das Problem liegt im System: Ausbeutung von Natur und Mensch ist eine Notwendigkeit, um Profit zu generieren, der zum Teil in mehr Arbeitskräfte oder Maschinen investiert werden kann, mit dem Ziel, noch mehr Profit zu machen. Dieser Prozess der Akkumulation kennt keine Grenzen.
Es müssen Unternehmen, selbst wenn sie wirklich nachhaltig sein wollten, die Produktion auf Profitmaximierung ausrichten und den Planeten ausbeuten, um auf dem Markt bestehen zu bleiben. Denn wer auf dem Markt nicht konkurrenzfähig ist, geht unter. Selbst bei vermeintlich nachhaltigen Produkten handelt es sich lediglich um eine Verschiebung des Rahmens, in dem die Umweltzerstörung stattfindet. Von der Emission, die beim Fahren eines herkömmlichen Autos ausgestoßen wird, wird das Problem in die Produktion von E-Autos verschoben, bei der Lithium-Batterien zum Einsatz kommen. Schon jetzt droht eine Lithium-Knappheit. Unendliches Wirtschaftswachstum zerstört einen Planeten mit endlichen Ressourcen!
Konsumkritik
Überall wird uns erzählt, wie wir als Einzelpersonen durch eine Umstellung unseres Konsums auf nachhaltige Produkte die Welt retten können. Wir sollen E-Autos, unverpackte Lebensmittel und fair produzierte Kleidung kaufen. Diese nachhaltigen Produkte sind meist um einiges teurer als „herkömmliche“ Produkte, weshalb sie sich auch nicht jede Person leisten kann. Das heißt aber nicht, dass es nicht begrüßenswert ist, darauf zu achten, wie Produkte hergestellt wurden und möglichst wenig Plastikmüll zu verursachen. Ein Problembewusstsein ist vorbildlich und der erste Schritt in die richtige Richtung. Allerdings kann das nichts verändern.
Die Idee hinter der Konsumkritik besagt, dass die Unternehmen fair und nachhaltig produzieren, wenn bloß alle Bürger:innen fair und nachhaltig einkaufen würden. Jede:r hätte die Macht darüber, mit Kaufentscheidungen die Produktion nachhaltiger zu gestalten. Nach dieser Idee trägt jede Person, die nicht fair und nachhaltig einkauft, die Verantwortung dafür, dass die Ressourcen verschwendet werden und der Klimawandel weiter fortschreitet.
Durch den CO2-Fußabdruck wird die Schuld für die Klimakrise auf Einzelpersonen abgewälzt. Es wundert nicht, dass hinter der Erfindung des CO2-Fußabdrucks der Öl-Konzern bp steht. Die Unternehmen investieren Milliarden in Lobby-Arbeit. Doch maßgeblich verantwortlich für die Klimakrise sind genau die Unternehmen in der Energiebranche und Industrie. Für die Konzerne ist die Konsumkritik ein Geschenk. Beispielsweise ist es sinnvoll, nachhaltig zu verreisen; doch einen großen Unterschied macht es nicht, wenn weiterhin hunderte Flugzeuge für Geschäftsreisende der Chefetagen von Konzernen um die ganze Welt fliegen — von Privatjets ganz zu schweigen. Auch gibt es zum Beispiel massive militärische Emissionen, an denen wir persönlich gar nichts ändern können. Anders als den PKW kann man nicht einfach seinen Panzer in der Garage stehen lassen; und so ist das US-Militär die Organisation mit den weltweit größten Emissionen.
Schließlich können wir nicht entscheiden, wo unser Strom wirklich herkommt. Auch wenn wir einen grünen Tarif haben, kommt am Ende die Spannung aus der Steckdose vom Kohlekraftwerk um die Ecke. Der Grund, warum trotzdem mit Rechentricks so viele Privathaushalte mit formell „grünem“ Strom versorgt werden können, ist, dass „wir“ gar nicht der größte Energieverbraucher sind, sondern die Industrie. Schlecht isolierte Fabrikhallen werden beheizt und beleuchtet, und die eigentlichen Industrieprozesse sind oft extrem energieintensiv – bei einem Lichtbogenofen oder Aluminiumverhüttung wird elektrische Energie direkt und in großen Mengen für chemische Prozesse, die die Produktion ausmachen, gebraucht.
Fazit
Daraus folgt, dass logischerweise die kapitalistische Wirtschaftsweise im Widerspruch zur Klimagerechtigkeit steht. Ein ökologischer Kapitalismus ist nicht möglich.
Durch das Lenken der Perspektive auf die eigenen Konsumweisen gerät die Klassenfrage und die wahre Verantwortung für die Klimakrise in Vergessenheit. Letztlich sind Konsumkritik und die Ideologie eines „grünen“ Kapitalismus perspektivlos und die Ansätze verdecken die eigentlichen Verursacher. Denn solange die Produktionsweise durch die sog. Anarchie des Marktes, die beschreibt, dass jedes Unternehmen nach eigenen Profitinteressen handelt, bestimmt ist, wird sie nach diesen Profitinteressen und nicht nach Klimaschutz ausgerichtet. Die Ansätze zu verfolgen, führt lediglich dazu, das Ziel zu verfehlen und wertvolle Zeit zu verschwenden. Denn solange keine radikalen Änderungen in der Produktionsweise umgesetzt werden, wird der Planet weiter zerstört und immer mehr Teile unbewohnbar. Zudem treibt Konsumkritik die Spaltung der Arbeiterklasse voran, da sie zu einer „Konkurrenz“ führt, bei der darum gestritten wird, wer nachhaltiger lebt. Wir müssen als Gesellschaft nachhaltig handeln. Die Klimakrise ist eine Klassenfrage. Individualisierung verblendet, wer wirklich für die Klimakrise verantwortlich ist. Als Konsument:innen haben wir keine Entscheidungsmacht über die Produktionsweisen, da der erwartbare Profit entscheidet, was und wie produziert wird.
Wir müssen uns in der Rolle als Arbeiter:innen zusammenschließen und die Produktionsweise selbst planen!